16. SONNTAG im Jahreskreis
Evangelium nach Markus (6,30-36)
Es ist eine schöne, fast rührende Szene, die uns da vor Augengeführt wird: Die Jünger, die Freunde von Jesus, treffen sich wieder bei ihm. In seinem Auftrag sind sie unterwegs gewesen, um - so wie er - den Menschen von Gott, vom Reich Gottes, von der Wichtigkeit Gottes für ihr Leben zu erzählen. Nun kehren sie zu Jesus zurück, um ihm von ihren Erfahrungen zu berichten. Sie sind müde, brauchen eine Pause, Ruhe. Dazu lädt Jesus sie ein. Sie sollen sich bei ihm ausruhen, Erholung finden, neu auftanken. Können wir all dies auch auf uns selbst, auf unser Leben übertragen?
Als Christen, als Freunde von Jesus, stehen wir in seinem Dienst. Er schickt auch uns zu den Menschen, um von ihm zu erzählen, sie für ihn zu gewinnen und ihnen so zu helfen, den Weg zu Gott zu finden. Und warum möchte Jesus das? Weil er mit den Menschen Mitleid hat, weil sie leben wie „Schafe, die keinen Hirten haben“. Was heißt das?
Schauen wir um uns herum. Schauen wir auf die Menschen in unserer eigenen Familie, in unserer Bekanntschaft, in unserer Umgebung, in unserer Gesellschaft: wie sie leben, was sie treibt, worum sie sich sorgen, woran sie leiden, worüber sie sich freuen, woran sie hängen. Sind sie glücklich? Kennen sie echte Freude? Oder wollen wie nur Spaß, oberflächliche Ablenkung von ihren Sorgen, mit denen sie eigentlich nicht fertig werden? Man hat so viel zu tun. Immer mehr Termine und Verpflichtungen. Man hat keine Zeit mehr. Man wird müde, innerlich leer. Planlos, orientierungslos lebt man so dahin, mitgerissen durch Aktivitäten und automatische Handlungen. Man lebt nicht mehr, man wird gelebt. Leben nicht viele unserer Mitmenschen, auch viele getaufte Christen, so wie Schafe ohne Hirten? Ohne Orientierung? Spüren wir bei ihnen nicht Unruhe, Unsicherheit, vielleicht Lebensangst?
Wer bin ich? Woher komme ich? Wo gehe ich hin? - Ich lebe, aber wozu? Was wird aus meinem Leben, aus mir? - Ich bin unterwegs. Wohin? Irre ich herum, ziellos, von einem Tag zum anderen? Bin ich auf dem richtigen Weg? Bin ich zufrieden mit meinem Leben? Oder habe ich das Gefühl, dass es leer ist, ohne viel Inhalt, beschlagnahmt durch Dinge, die eigentlich nur nebensächlich sind? Ich brauche Orientierung, eine Richtung, ein Ziel.
Ist es nicht das, was Jesus anbietet und das, was wir deswegen unseren Mitmenschen „anbieten“ sollen? Wer ein Ziel hat, der weiß auch um den Sinn von dem, was er tut. Wer ein Ziel hat, der weiß auch, wofür er lebt, wofür es sich zu leben lohnt. Wer weiß um das Warum, besteht auch jedes Wie. „Kommet alle zu mir, die ihr geplagt und beladen seid! Ihr werdet Ruhe bei mir finden“ sagt Jesus in einem unserer Lieder. Ist es nicht unsere Aufgabe, als Christen dies unseren Mitmenschen immer wieder zu bezeugen?
Um dazu aber wirklich fähig zu sein, ist es notwendig, dass wir uns regelmäßig an Jesus wenden, ihm erzählen, was wir für ihn, für das, was er begonnen hat, tun, ihm auch neu zuhören, uns von ihm ansprechen und stärken lassen. Bei ihm zur Ruhe kommen, bei ihm auftanken, unsere Beziehung zu ihm vertiefen. Sonst besteht die Gefahr, dass wir selbst zu Schafen ohne Hirten werden, die Orientierung verlieren, vergessen, wovon und wozu wir wirklich leben.